„Sie wollen Wirtschaftsethik studieren? Dann entscheiden Sie sich für das eine oder das andere.“ (Karl Kraus, österr. Schriftsteller und Gesellschaftskritiker)
Mit Blick auf diese Problemstellung und der damit verbundenen Frage, ob sich Wirtschaft und Ethik im Sinne eines moralisch verantwortungsvollen Wirtschaftens wirklich ausschließen, fuhr die Jahrgangsstufe 12 des Wirtschaftsgymnasiums (WG 23) vom 20.-21. Februar 2025 ins Arbeitnehmerzentrum nach Königswinter (AZK) und bearbeitete an zwei Tagen inklusive Übernachtung und Vollverpflegung verschiedene wirtschaftsethische Fragestellungen. Dieses Schüler*innen-Seminar fand für das Wirtschaftsgymnasium unter der Leitung von Ralf Fleige, Rebecca Mies und Luca Jankowiak bereits zum zweiten Mal statt, nachdem die erste Durchführung im vergangenen Jahr ein voller Erfolg gewesen war.
In den Fächern BWR, VWL, Biologie und Religionslehre bereiteten die drei Lehrkräfte gemeinsam die beiden Tage mit einem abwechslungsreichen Programm vor und beachteten dabei vor allem Probleme, die die jetzige und zukünftige Lebenswelt der jungen Erwachsenen berücksichtigen – und das aus den verschiedenen Disziplinen der oben genannten Fächer. Vor allem wurden die Schüler*innen dabei in die Lage versetzt, Entscheider*innen im Betrieb zu sein und dabei mit Fragen konfrontiert zu werden, auf die sie später mal Einfluss nehmen können: Was sind überhaupt Ethik und Moral und was bedeutet das für mich? Sollten Alter, Geschlecht, Familienstand usw. eine Rolle bei Einstellungen spielen? Welche innovativen Möglichkeiten gibt es gegen die Plastikflut? Sind Kartelle in wirtschaftlich schlechten Zeiten akzeptabel? Wie sieht ein gerechtes Einkommen aus?
Diese und viele weitere Fragen wurden nicht nur theoretisch erarbeitet, sondern in Methoden wie Planspiele zu Kartellen, Elevator Pitch oder Design-Thinking. So waren die Lernenden im Bereich der Verhaltensökonomie aktive Akteure und analysierten und reflektierten dabei Marktverhalten, soziale und ökologische Verhaltensweisen, um künftigen Herausforderungen verantwortungsbewusst zu begegnen und eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft zu gestalten.
Am zweiten Tag besuchte der Europa-Abgeordnete Axel Voss die Gruppe und nahm sich zwei Stunden Zeit, den sehr interessierten und wissbegierigen Schüler*innen Rede und Antwort zu stehen hinsichtlich verschiedener Themen, die sie interessierten. Diese Begegnung war für viele so inspirierend, dass sie mit Herrn Voss auch nach dem offiziellen Teil noch weiter diskutierten und ihre politischen Ansichten austauschten. Seine Appelle: Geht wählen und lasst euch nicht einreden, dass Europa keine Zukunft hat, sondern setzt euch für ein starkes Europa ein, das mehr denn je vor großen Herausforderungen stehen werde und junge, engagierte Leute benötige.
Neben dem Bildungsauftrag, die Lernenden auf die steigende Komplexität wirtschaftlich-globaler Zusammenhänge vorzubereiten und damit den studien- und berufsvorbereitenden Aspekt zu intensivieren, standen auch der Spaß und Teamwork-Gedanke im Mittelpunkt sowie eben jene oben benannte Themen, die mit Blick auf die Abiturvorbereitung im Jahr 2026 sehr sinnvoll und intensivierend waren. Der Teamwork- und Spaß-Gedanke abgerundet bei einer zweistündigen Fußballpartie in einer nahegelegenen Soccerhalle.
Insgesamt waren sich in der Abschlussreflexion alle einig, dass die Kompakttagung ein voller Erfolg war. Mitgenommen haben alle: Wirtschaft und Ethik schließen sich nicht aus, aber man muss wachsam sein und für eine Welt, die sowohl Gewinnmaximierung als auch ethische vertretbare Normen und Werte beinhaltet, kämpfen.